Altländer Prunkpforten







Prunkpforten

Die einzigartigen Prunkpforten sind – wie auch die kunstvoll verzierten Prunkgiebel der Altländer Fachhallenhäuser– Zeugnisse vom handwerklichen Geschick und der Kunstfertigkeit der Handwerker und dem Wohlstand und Selbstbewusstsein der Altländer und ihrem Heimatstolz.

Die ältesten und prächtigsten der „Ollanner Puurten” – so ihre plattdeutsche Bezeichnung – schmücken die Einfahrten zu Höfen in Nincop und Liedenkummer – also im hamburger Stadtteil Neuenfelde – in der Dritten Meile des Alten Landes. Sie wurden Ende des 17. Jahrhunderts errichtet. Also genau in dem Zeitraum als der berühmte Orgelbauer Arp Schnitger in Neuenfelde lebte und arbeitete und Kirche und Orgel erbaut wurden. So sollen die ersten Prunkpforten von Gesellen Arp Schnitgers gefertigt worden sein. Als Vorbild soll die Pforte des Alten Klosters in Buxtehude gedient haben. Auch dem Hamburger Tischler und Schnitzer Christian Precht, aus Hamburg, der 1683 das Inventar der St.-Pankratius-Kirche in Neuenfelde geschaffen hat wird eine Mitwirkung zugeschrieben.

Die wohl älteste Prunkpforte steht auf der Zufahrt des Hofes Quast, Nincoper Straße 45. Sie wurde namensgebend: bis heute wird das Anwesen „Puurtenquast” (Pfortenquast) genannt. Die Pforte wurde 1683 für den Probst von Finckh aufgestellt. Die kräftige Konstruktion aus Eichenholz ist überreich mit bunt ausgemaltem Schnitzwerk geschmückt.

Wenn sich auch die Pforten in Form und Ausstattung unterscheiden, ist ihr konstruktiver Aufbau überall gleich. Alle besitzen eine große Wagendurchfahrt und eine Nebenöffnung für Fußgänger. Ein Reet- oder Ziegeldach schützt das Ständerwerk vor Regen und Schnee.

Auf drei gemauerten Streifenfundamenten ruhen die kräftigen Schwellen. Sie bestehen wie auch alle anderen Bauteile aus Eichenholz, das früher als sehr witterungsbeständig galt. In diese sind die drei kräftigen Ständer eingezapft, die mit jeweils zwei Fußstreben winkelstabil abgesteift sind. Auf diesen drei Ständern liegt der eingezapfte Rähm, der mit Kopfbändern zu den Ständern hin abgestrebt ist. Darauf ruht das mit Ziegelpfannen eingedeckte Dach, das durch drei in die Ständer eingezapfte Kopfbänderpaare vor dem Abkippen gesichert ist.

Die größere Toröffnung dient als Wagendurchfahrt. Vornehmlich in der Zweiten und der Dritten Meile wird diese von einem Kopfholz überspannt, das als Rundbogen oder als Stichbogen ausgebildet ist. Die kleinere Türöffnung ist den Fußgängern und kleinen Fahrzeugen vorbehalten. Sie wird bekrönt durch ein breites Kopfstück. Auf ihm stehen gedrechselte oder geschweifte Säulen, die den offenen Zwischenraum zum Rähm ausfüllen. Kopfholzbogen und Kopfstückplatte sind mit Schnitzwerk geschmückt. Der Kopfholzbogen zeigt ein über die ganze Länge laufendes Spruchband, das durch Rosetten gegliedert ist. Die Kopfstückplatte trägt eine Kartusche, die von Figuren und Ranken eingefasst ist. In der Kartusche steht der Name des Hofbesitzers und das Baujahr bzw. Jahr der Erneuerung oder der Umgestaltung. Unter dem Kopfholzbogen der Wagendurchfahrt hängt mittig eine vollplastisch ausgeführte Traube als ein Symbol der Fruchtbarkeit. Links und rechts daneben hängen Löwenköpfe, die als Torhüter ungebetene Gäste und Unheil vom Hof abhalten sollen. Die reiche plastische Ausschmückung wird durch einen farbenfreudigen Anstrich noch augenfälliger gemacht. Das Ständerwerk ist meistens weiß, in einigen Fällen auch grün gefasst. Alle Öffnungen können durch Staketenflügel verschlossen werden.

Rasch fanden die prunkvollen Pforten Nachahmung in der Zweiten und der Ersten Meile. Bis in die Neuzeit. Die 1906 entstandene Prunkpforte auf dem Hof Rieper in Osterjork Nr. 22 weicht mit ihren drei Öffnungen, dem plastischen Schmuck über den seitlichen Durchgängen und den fehlenden Staketenflügeln wesentlich von der üblichen Ausformung ab.

In der Ersten Meile am Elbdeich stehen die schlichtesten Pforten. Dazu gehört auch die 1791 entstandene Pforte aus Twielenfleth, am Deich Nr. 31, die 1959 durch eine Nachfolgerin ersetzt und 1972 auf der Stader Museumsinsel wieder aufgestellt wurde.


Die Mohr'sche Pforte in Mittelnkirchen, Ort Nr.17

Die Prunkpforte mit dem grünen Ständerwerk wurde 1756 errichtet. 1944 musste sie umfassend erneuert werden. Dabei wurde die Wagendurchfahrt verbreitert. 1978 erfolgte ein weiterer Umbau, bei dem die Ständer verlängert wurden. Seitdem können größere Fahrzeuge den Hof anfahren.