53°33'02.8"N 9°39'55.2"E
Neuenschleuse
Historische Entwicklung der Schleusen und Siele
Die ursprüngliche Naturlandschaft zwischen Schwinge, Lühe, Este und Süderelbe war von Prielen durchzogen. Bei Flut floss Elbwasser über die Priele in das unterhalb des Meeresspiegels liegende Sietland und floss bei Ebbe wieder ab. Auch Regenwasser und Grundwasser konnte über die Priele abfließen.
Im Zuge der mittelalterlichen Hollerkolonisation wurde das Land eingedeicht und ein komplexes Entwässerungssystem geschaffen, mit dem der Wasserstand im Polder geregelt wurde – und bis heute geregelt wird.
Das erforderte eine großräumige Vermessung und Planung. Die natürlichen Wasserläufe der Priele wurden in die Planung mit einbezogen und sind heute an der Bezeichnung Fleet erkennbar. Gräben und Wettern wurden in Handarbeit gegraben – mit den Möglichkeiten des Mittelalters.
Eine Herausforderung waren dabei die Höhenunterschiede innerhalb des Alten Landes. Das Regen-und Grundwasser musste aus dem teilweise unter Meeresspiegel liegenden Sietland abgeleitet werden. Zur Entwässerung nutzte man die zum Teil nur wenige Dezimeter betragenden Höhenunterschiede sehr geschickt. Das Wasser wurde durch tausende Kilometer lange Gräben in die Fleete und Wettern geführt, von wo aus es bis heute über Siele und Schleusen durch die Deiche abgeleitet wird.
Die mittelalterliche Entwässerung des Marschlandes führte über die Jahrhunderte zu einem allmählichen Absacken des Grundwasserspiegels im Alten Land. Der Zeitraum, währenddessen sich die Klappen der Siele selbsttätig öffneten und Wasser abfließen konnte, verkürzte sich mehr und mehr. Es konnte nicht mehr genug Wasser abfließen.
In der Frühen Neuzeit (1450-1650) wurden alte, kleine Siele im Elbdeich aufgehoben. Sie wurden durch größere Schleusenwerke ersetzt, die das Wasser aus mehreren Wettern ableiten konnten. Im tiefliegenden Sietland wurden längere Abzugskanäle zur Elbe angelegt, die in die Elbe oder an die Unterläufe von Schwinge, Lühe und Este geleitet wurden. Die Entwässerung wurde dadurch verbessert. Jedoch verstärkte sich der zuvor beschriebene Effekt und der Grundwasserspiegel sank weiter ab.
Ende des 19. und im 20. Jahrhundert hatten sogar die größeren Schleusenwerke Schwierigkeiten, das Binnenwasser abzuführen. In dieser Zeit wurde mit dem Bau von motorisierten Schöpfwerken begonnen, die das Wasser unabhängig von der Höhe des Wasserstands ableiten konnten.
Mitte des 20. Jahrhunderts wurde ein neues Verfahren eingeführt, das man im Alten Land als Polderung der Obstbauflächen bezeichnet. Gräben zwischen den Baumreihen wurden geschlossen und durch Dränagerohre ersetzt. Das darin gesammelte Wasser wird über elektrische Pumpen in die Wettern gepumpt.
Neuenschleuse
Die sogenannte „Neuenschleuser Wettern“ führt Wasser aus Neuenkirchen und Ladekop kommend durch die Schleuse Hinterdeich bis zur Elbe. Im Jahre 1920 wurde die Landstraße neben der Wettern von Hinterdeich nach Westerjork und weiter bis hier zum Neuenschleuser Hafen (heute Yachthafenstraße) gebaut. Sie wurde stark genutzt, da die meisten Schiffe für die Obsttransporte nach Hamburg im Neuenschleuser Hafen ablegten.
Neuenschleuse war ursprünglich nie ein selbständiger Ort, aus diesem Grund gibt es keine klaren Abgrenzungen nach Borstel und Wisch. Der Name entstand aus der alten Bezeichnung „bei der Neuen Schleuse“. Damals war die „alte Schleuse“ die Schleuse in Borstel am Borsteler Hafen.
Diese Neue Schleuse lag im alten Elbdeich. Also da, wo jetzt der Parkplatz ist. Die Hauptstraße folgt ungefähr der alten Deichlinie. Das Wasser aus der Neuenschleuser Wettern wurde über diese Schleuse durch den alten Elbdeich in den Neuenschleuser Hafen abgeleitet. Nach der Sturmflutkatastrophe 1962 wurde die Hauptdeichlinie verändert und der Hafen liegt seitdem binnendeichs. Das Wasser wird nun aus dem Hafen durch eine neue Neue Schleuse durch den Elbdeich in die Elbe abgeleitet.
Vor der neuen Deichführung stand in Neuenschleuse am Hafen das alte Gasthaus Wesselhöft direkt auf dem Deich. Der alte Deich war mit einer Nußbaumallee bepflanzt.