53°33'37.6"N 9°36'28.6"E
Arp Schnitger in Steinkirchen
Arp Schnitger
2017 wurde die Deutsche Orgelbaukunst in die Liste des immateriellen Welterbes aufgenommen.
Das Alte Land ist bekannt für seine 10 denkmalgeschützen Kirchen und seine Orgelkultur.
Der berühmte Orgelbauer Arp Schnitger (1648-1719) lebte und arbeitete im Alten Land. Er gründete seine Werkstatt in Neuenfelde, wo sein Wohnhaus noch heute als der Orgelbauerhof bekannt ist. Schnitger vollendete die klassische norddeutsche Barock-Orgel, die reichere klangliche Möglichkeiten aufweist als seinerzeit im mittel- und süddeutschen Orgelbau üblich.
In seinen Werkstätten in Stade, Hamburg, Groningen und Neuenfelde entstanden ca. 150 Neu- und Umbauten für die Küstenregion von Groningen bis Nordfriesland, Mecklenburg, Berlin, Magdeburg, England, Spanien, Portugal und Russland. Johann Sebastian Bach erwarb seine Fähigkeiten als Orgelspieler unter anderem durch das Studium der Schnitger-Orgeln in St. Jacobi und St. Nikolai in Hamburg.
Arp Schnitger wurde am 9. Juli 1648 in Golzwarden, Brake an der Unterweser getauft. Er entstammt einer Tischler-Familie aus Schmalenfleth und erlernt den Beruf seines Vaters. Nach Lehr- und Wanderjahren lernt er bei seinem Vetter Bernd Huß Orgelbau. Nach dessen Tod übernimmt er die Werkstatt. Er vollendet den Orgelbau der großen Orgel in St. Wilhadi in Stade.
1677 schließt Schnitger einen Contract über Umbaumaßnahmen an der Orgel in Borstel.
Von da an arbeitet er regelmäßig für Altländer Kirchen, er baut Orgeln um, baut neue und übernimmt Instandsetzungen.
1682 siedelt Schnitger mit seiner Orgelbauwerkstatt nach Hamburg um und legt den Bürgereid zum hanseatischen Vollbürger ab. Sein erster großer Auftrag wird die Orgel der Nikolai-Kirche mit 67 Registern.
1684 heiratet Schnitger die Kaufmannstochter Gertrud Otte (1665-1707) aus Hamburg. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor. Vier Söhne ergriffen den Beruf des Vaters, aber nur zwei überlebten ihn und führten sein Werk fort.
1693 übernimmt er den Hof in Neuenfelde aus dem Erbe seiner Frau. Auf dem Orgelbauer-Hof richtet er eine weitere Orgelwerkstatt ein. Die Orgelbauteile werden über den Neuenfelder Hafen verschifft. Es folgen der Neubau der Orgel in Estebrügge 1702, 1704 Reparaturen an der Orgel in Steinkirchen und 1704/05 in Twielenfleth. Nach dem Tod seiner Frau 1707 folgt ein letzter Auftrag im Alten Land. 1709 baut Schnitger die Jorker Orgel grundlegend um.
1713 heiratet er Anna Elisabeth Koch, die Witwe des Organisten in Abbehausen/Oldenburg.
Arp Schnitger stirbt 1719 (Sterbeort und –datum sind unbekannt) , er wird am 28. Juli in der Kirche in Neuenfelde beigesetzt.
Sein prächtig geschnitzter Kirchenstuhl mit Wappen und die erst 1971 wiederentdeckte Gruft mit der schlichten Grabplatte erinnern bis heute an ihn.
Seine Orgeln in Steinkirchen und in Neuenfelde begeistern Orgelmusiker und -liebhaber aus der ganzen Welt bis heute.
Arp Schnitger in Steinkirchen
1685 – 1687 fertigte Arp Schnitger die berühmte Orgel in Steinkirchen. Dass er sehr wohl auch soziale Kontakte knüpfte, während er sich zum Orgelbau in den Orten aufhielt, beweist der Taufeintrag vom 14. Dezember 1686. Mette, die Tochter von Beike und Trine Köpke, wird getauft. Schnitger ist Taufpate, gemeinsam mit seinem Gesellen Claus von Eitzen (eine Familie von Eitzen sind Schneider in Steinkirchen), weitere Paten sind Mette Köpke (wohl Mutter oder Schwester des Beike), Mette Beyen sowie Beke Heidenreichs.
1702 tritt Mette Beyen in Steinkirchen bei der Verpfändung von Königlichen Kammergütern in Erscheinung. Hannß Bey ist 1687 Kirchenjurat „Anno 1687 ist diese Orgel ganz neu verfertigt worden bei Zeiten der Juraten Pet. Hauschildt, Peter Gahrn u. Hannß Beye von Arp Schnitgern aus Hamburg.“ 1640 steht nur wenige Schritte von der Kirche entfernt, auf dem Deich ein Sechs-Fach-Kroghaus, das Jacob Köpke gehört. Die Quellen lassen die Vermutung zu, dass Arp Schnitger während des Orgelbaus in Köpkes Krug wohnte.
Heute steht an der Stelle ein modernes Wohnhaus.
Ob er auch seine frühere Verlobte Margarethe Papier in Steinkirchen wiedergetroffen hat? Schnitger hatte sich mit ihr in Stade verlobt, löste dieses Verlöbnis aber wieder. Damals ein Straftatbestand. Schnitger entkam einer Strafverfolgung, indem er nach Hamburg zog. 1690 verstarb Margarethe in Steinkirchen, sie hatte Ch. H. Neimanns geheiratet.